Wir hatten eine kontroverse Diskussion darüber, wie man für Dreigliederung wirkt, was unser persönlicher Beitrag sein kann, um bessere Verhältnisse zu schaffen.
Anlass war die Besprechung eines Vortrag-Videos „Menschenwürdige Wirtschaft und Gesellschaft“ von Christian Kreiß.
Kann man überhaupt voraussagen, was mit Dreigliederung am Ende herauskommen wird? Kann man Interesse für die Dreigliederung wecken, wenn man solche konkreten Ziele hineinbaut?
Wenn es zutrifft, dass Dreigliederung inhaltlich offen ist, nichts äußeres „erreichen“ will, wie kann man dann dafür werben? Wie finden wir positive Bilder?
In unserem Gespräch kamen wir auf das Bild eines Handwerkers, der etwas repariert, dadurch eine persönliche Befriedigung erlebt und auch ein positives persönliches Verhältnis zu der Person entwickelt, für die er etwas repariert hat. Sollten wir solche Tätigkeiten nicht forcieren? Aber: Ist der Gang der Welt nicht der zu einer anonymen weltweiten Industriegesellschaft? Und hat Steiner mit der Dreigliederung nicht genau die Frage beantwortet, wie wir trotz weltweiter anonymer Industriegesellschaft uns menschenwürdig entwickeln können und in Beziehung treten können? Das Ideal einer Art dörflichen Tauschgesellschaft hat er nicht prostuliert, in so einer bräuchten es keine Dreigliederung. Insofern würde so ein Bild wegführen von der Dreigliederung.
Bei unserem Gespräch lag eine gewisse Frustration in der Luft: Die Verhältnisse werden immer schneller immer schlimmer - was können wir dem entgegensetzen? Kann man nicht im Kleinen Zusammenhänge schaffen, wo Menschen glücklich und zufrieden leben? Andere kennen so etwa vielleicht gar nicht mehr, und könnte man aus diesem Vorbild nicht Interesse für positive Entwicklungen erreichen? Andererseits: Können wir mit der Wiederbelebung alter, schöner Strukturen für die Zukunft werben?
Als positives Beispiel wurde ein Reparatur-Café genannt, wo Rentner defekte Sachen reparieren. Dadurch ist ein Umweltnutzen gegeben, und die Menschen erfahren gegenseitig Wertschätzung. Aber: Ist das nicht ein Spiel mit gezinkten Karten, wenn wir das gute Leben ins Rentnerleben verschieben? Für diese ist es ein Hobby, sie stehen nicht mehr im Leistungsaustausch des Wirtschaftslebens und so kann sich auch kein Modellcharakter ergeben. Noch schlimmer, wenn vom Staat bezahlte Jobber solche Leistungen erbringen - für schlechtes Einkommen und jenseits menschlich bewusst gestalteter Wirtschaftszusammenhänge.
Kurz: Führen dies Art von Reformvorschlägen in die Sackgasse oder sind sie eine Brücke zu besseren Verhältnissen?